Am Montag, dem 10. März 2025 wurde erstmalig in Ketzin/Havel mit der Verlegung von drei Stolpersteinen einer durch die Nationalsozialisten verfolgten jüdischen Familie gedacht.

In der Plantagenstraße 16 lebte die dreiköpfige Familie Kestenbaum von 1928 bis 1934. Die Eltern Ella und Selik Kestenbaum betrieben hier ein Textilwarengeschäft. Aufgrund der 1933 einsetzenden Verfolgungsmaßnahmen der Nazis bereiteten sie ihre Flucht vor und wanderten mit ihrem zweijährigen Sohn Kurt nach Brasilien aus.

Der Künstler Gunter Demnig, der die Kunstaktion STOLPERSTEINE erfunden hat und bereits mehr als 100.000 Steine verlegt hat, kam persönlich in die Havelstadt und ließ die drei STOLPERSTEINE für die Familie Kestenbaum in den Bürgersteig ein.

Die Vorbereitungsgruppe Stolpersteine begrüßte die Anwesenden aus Nah und Fern. Bürgermeisterin Frau Mußhoff hob in ihrer Ansprache diesen besonderen Augenblick hervor und die Mitwirkung zahlreicher Ketziner. Der ursprüngliche Impuls basierte auf den Erkundigungen des Ortschronisten Helmut Augustiniak. Für eine stimmungsvolle Gesangseinlage sorgte die charmante Katharina Schwarz mit ihrer Begleiterin. Schülerinnen und Schüler der Oberschule trugen Stationen aus der Lebensgeschichte der Familie Kestenbaum hervor und erinnerten an weitere verfolgte Ketziner.

Der feierlichen Zeremonie wohnten etwa 60 Interessierte bei. Auch Nachfahren der Familie Kestenbaum reisten extra zu diesem besonderen Ereignis an. Sie waren das erste Mal in Deutschland und neugierig auf den kleinen Ort bei Berlin, woher ihr Vorfahr stammte. Unterstützt wurden sie dankenswerterweise von zwei Dolmetschern, darunter Barbara Richstein. Auf diese Weise konnte den früheren vertriebenen Nachbarn ein ehrendes Gedenken gegeben werden.

Anschließend kamen einige der Anwesenden noch miteinander in ins Gespräch. Die Mitglieder der Vorbereitungsgruppe und die Nachfahren der Familie kehrten anschließend nach einem kleinen Bummel durch Ketzin noch in ein innerstädtisches Café ein. Auch an den beiden aufeinanderfolgenden Tagen begleiteten einige der Mitglieder die Familie durch Berlin und zeigten ihnen verschiedene Sehenswürdigkeiten.

Bereits seit 2006 verlegt die „Vorbereitungsgruppe Stolpersteine für Falkensee und Umgebung im Osthavelland“ STOLPERSTEINE für Verfolgte des NS-Regimes. Bisher konnten wir in Falkensee, Brieselang, Dallgow, Schönwalde und Nauen mit Ribbeck 52 solcher besonderen Erinnerungsmale verlegen. Sie alle befinden sich vor den letzten selbst gewählten Wohnorten dieser Menschen. Es handelt sich um kleine Betonquader, die in den Bürgersteig eingelassen werden. Auf ihnen befinden sich Messingsplatten, in welche in Kurzform Namen, Lebens- und Sterbedaten eingeprägt wurden.