Adresse | Berliner Straße 16 |
Ort | Nauen |
Verlegedatum | 27.09.2016 |
Geboren | 06.11.1895 |
Gestorben | 01.08.1933 |

Karl Thon wurde am 6. November 1895 als ältester Sohn von Hermann Adolf Karl Thon (1869 – 1909) und Henriette Amalie Thon, geb. Grätsch (1861 – 1946) geboren. Er erlernte den Beruf des Malers. Zu Beginn des 1. WK meldete er sich für vier Jahre als Freiwilliger zur Kaiserlichen Marine und machte als U-Bootmatrose u.a. die Schlacht am Skagarak mit.
Nach dem 1. Weltkrieg heiratete er Frau Anna Wildenhain, geschiedene Müller. Karl Thon war parteilos. Als sportlich Aktiver war er Mitglied und zweiter Vorsitzender des Arbeitersportvereins „Hellas“ in Nauen und tätig als Ringrichter bei Ringwettkämpfen.
Aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber den neuen Machthabern war er schon früh den Nazis ein Dorn im Auge. Wegen drohender Verfolgung versteckte er sich zeitweise außerhalb der Stadt.
Im Jahre 1933 lebte er mit seiner Ehefrau in Scheidung. Seit der Scheidungsklage war er bei seiner Mutter in der Berliner Str. 16 im alten Gymnasium, der heutigen Schule am Lindenplatz, untergekommen. Am 31. Juli 1933 traf er im Restaurant „Schweizerhaus“ in der Dammstrasse 10 auf seine Peiniger – SA-Angehörige der Standarte 224 und geriet mit ihnen in Streit.
Auf dem Nachhauseweg wurde er von den SA-Leuten gegen 1.30 Uhr in der Feldstraße, am Hintereingang der Schule, abgepasst. Er wurde unter den Augen seiner Mutter, welche aus dem Fenster alles mit ansah, schwer misshandelt, mit Fußtritten und Faustschläge in ein Auto geprügelt und vermutlich in das „wilde“ Konzentrationslager Börnicke, das unweit Nauens in einer stillgelegten Zementfabrik Mitte Mai 1933 eingerichtet wurde, abtransportiert.
Die 71jährige Mutter Henriette Thon erstattete noch am selben Tag Anzeige wegen der Entführung ihres Sohnes
Bis heute ist jedoch unklar, ob Karl Thon im KZ angekommen ist oder bereits auf dem Weg dorthin von den SA-Leuten umgebracht wurde. Was mit ihm in jener Nacht geschah, wurde von der SA erfolgreich vertuscht, sodass sein Verbleib lange unbekannt blieb.
Erst Anfang Juli 1934 fand man seine Leiche in einer Tonröhre unter einem Bahndamm bei Börnicke.
Die Mutter Karl Thons gab keine Ruhe, den Tod ihres Sohnes aufzuklären. Aber die aufgenommenen Ermittlungen wurden bald eingestellt und das Verfahren durch „Erlass des Herrn Preußischen Ministerpräsidenten“ vom 29. November 1934 niedergeschlagen.
Karl Thons Angehörigen wurde es verboten, auf dem Grabstein einen Hinweis auf die Todesursache anzubringen. Deshalb ließen sie unter seinen Namen und Lebensdaten die Frage „Warum?“ auf den Stein gravieren.
Sein Grab auf dem Nauener Friedhof ist heute ein Ehrengrab. Ein Platz und eine Straße in Nauen wurden in den 1950er Jahren nach Karl Thon benannt.
Quellen:
- Landesarchiv Berlin, A Rep 358 – 01 Nr. 8254
- BLHA Potsdam, 2A I Pol 1174
- Heino Brandes, „Börnicke im Osthavelland“, Nauen, 1985
- Dr. Wilhelm Döbbelin, „Karl Thon – ein Opfer des individuellen SA – Terrors 1933 bis 1934“, im Heimatjahrbuch 2011
- Schreiben vom Kreis- und Verwaltungsarchiv Friesack vom 5.06. und 27.08.2015
- Andreas Pupkes, „Wie es in Börnicke zugegangen ist, weiß ja jeder Nauener“, Berlin 2023
Recherche: Manfred Schulz