Adresse | Berliner Straße 7 |
Ort | Nauen |
Verlegedatum | 27.09.2016 |
Geboren | 01.04.1886 |
Gestorben | 09.02.1944 |

Frau Frieda Wally Berta Eck, geb. Gottschalk, wurde am 1. April 1886 in Nauen, als Tochter des jüdischen Viehhändlers Leopold Gottschalk und der Marianne Gottschalk, geb. Friesen, geboren. Sie hatte noch drei Geschwister. Ihr Ehemann Herbert Eck war bereits im Ersten Weltkrieg als Soldat gefallen.
Von Beruf war Frieda Eck Schneidermeisterin und betrieb in ihrer Wohnung in Nauen, Berliner Straße 7, eine Damenschneiderei. Die Wohnung bewohnte sie zusammen mit ihrer Tochter Ruth Jenny Marianne, geb. am 9. November 1915 in Berlin-Schöneberg. . Als Witwe war sie nach den Rassegesetzen der Nationalsozialisten auf Grund ihrer jüdischen Herkunft den Verfolgungsmaßnahmen schutzlos ausgeliefert. Frau Eck gehörte zu den Einwohnern in Nauen, deren Wohnaum während der Pogromnacht am 9. November 1938 von der SA demoliert wurde. Im Jahre 1943 wurde sie in das Frauen-KZ Ravensbrück eingeliefert, wo sie am 2. September 1944 von den Nazis ermordet wurde.
Ihre Tochter Ruth, christlich erzogen und der evangelischen Kirche angehörend, überlebte und verließ nach dem Krieg Nauen. Sie heiratete und lebte unter dem Namen Ruth Neumann in Berlin-Spandau. Am 25. Januar 1969 verstarb sie in Berlin-Charlottenburg.
Ihre Schwester Rosa Gottschalk, verheiratete Moos, geb. 1. März 1872 in Ganzpohl/ Solingen, lebte mit ihrem Ehemann Albert Moos in Buchau. Sie wurde am 23. August 1942 von Stuttgart nach Theresienstadt deportiert und kam am 16. Mai 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz. Dort wurde sie wahrscheinlich auf Grund ihres Alters (72 Jahre) noch am selben Tag ermordet. Ihr Ehemann Albert Moos wurde ebenfalls am 23. August 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 6. März 1944 starb.
Ihrer anderen Schwester, deren Name nicht bekannt ist, soll es gelungen sein, nach Kanada zu emigrieren.
Ihr Bruder Adolf Gottschalk, geb. 22. März 1878 in Dortmund, lebte ebenfalls in Nauen, jedoch in einer „privilegierten Ehe“. Mit seiner Ehefrau Frieda, geb. Fritz (1890-1985) hatte er zwei Kinder, Gisela Gottschalk (1920-1999) und Werner Gottschalk (1922-1980). In der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde die Familie von Adolf Gottschalk besonders brutal behandelt. Die Nazis drangen in die Wohnung der Familie Gottschalk ein, misshandelten den Ehemann und zerstörten die gesamte Wohnungseinrichtung. Viele Nauener Bürger waren mit Umgang mit der Familie Gottschalk nicht einverstanden. So berichtete der Nauener Bürgermeister dem Landrat : „…Besonders verärgert waren die Volksgenossen über die Zerstörung der Wohnungseinrichtung bei einer ärmlichen Familie, in welcher der Ehemann Jude und die Ehefrau deutschblütig ist. Dieser Jude hat für den Lebensunterhalt seiner deutschblütigen Frau und zweier Kinder durch Handarbeit, er ist seit mehreren Jahren Straßenbauarbeiter, regelmäßig gesorgt.“ Adolf Gottschalk hatte als Jude während der Nazizeit schwer unter dem Terror und der Drangsalierung zu leiden und ist an deren Folgen seelisch zu Grunde gegangen. Er verstarb am 29. August 1942 in Nauen und wurde auf dem städtischen Friedhof beigesetzt.
Quellen:
- BLHA Rep. 36A II Nr. 7700 u. 55265
- BLHA Rep. 8 Nauen 101
- Landesarchiv Berlin B Rep. 025 – 02 Nr. 25/ 9/ 57 (WGA)
- Dietrich Eichholz (Hrsg.): „Brandenburg in der NS-Zeit“, Verlag Volk und Welt, Berlin 1993
Zuarbeit von Frau Ursula Arzbächer (Nauen)
Recherche: Manfred Schulz