Amalie Rothenberg

Geboren1878
Gestorben1954

Charlotte Rothenberg

Geboren1899
Gestorben1974

Dr. Mordarchai Rothenberg

Geboren25.12.1862
Gestorben05.10.1942
AdresseKarl-Marx-Straße 40
OrtFalkensee
Verlegedatum16.11.2016

Dr. med. Mordarchai (Moritz) Rothenberg wurde am ersten Weihnachtstag 1862 als Sohn des Kaufmanns Phillip Rothenburg, und seiner Frau Therese geb. Elkisch geboren. In seinem Geburtsort Ratzebuhr in Pommern lebte damals eine kleine jüdische Gemeinde mit etwa 100 Personen, zu der auch Familie Rothenberg gehörte. Den hebräischen Vornamen Mordarchai benutzte der Sohn offensichtlich spätestens seit seinen Studientagen in Königs-berg nicht mehr. Als Moritz Rothenberg wurde er dort 1887 mit einer medizinischen Arbeit promoviert. Anschließend ging er nach Berlin. Mehr als vier Jahrzehnte, bis 1933, war er Vertrauensarzt der Nordöstlichen Baugewerks-Berufsgenossenschaft Berlin in einer Klinik tätig, dabei im Jahre 1912 Deputierter beim Internationalen Unfallkongress in Düsseldorf. 1922 wurde er Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Unfall-chirurgie (DGU). Zusammen mit weiteren Aktiven berief er 1894 auf der Naturforscher-Versammlung in Wien eine „Sektion für Unfallheilkunde“ ins Leben. Zuletzt trug er den Ehrentitel eines Sanitäts-rates, der an nichtbeamtete Ärzte mit über 20jähriger Berufserfahrung vergeben wurde.

Die Familie wohnte in Falkensees Bahnstraße, dann Hindenburgstraße, jetzt Karl-Marx-Straße, auf einem Anwesen von insgesamt fünf Grundstücken (Nummern 38 bis 46), die später parzelliert wurden, so dass ihr Haus dann die Nummer 40 trug. Die Verkäuferin, die Deutsche Ansiedlungsbank, hatte das Gebäude das „Beamtenhaus“ genannt. Seit 1914 hatte er zudem auch eine Wohnung in der Berliner Rankestraße 9 gemietet, in die er nach Verlust des Finkenkruger Hauses auch wieder einzog, denn Rothenbergs Grundbesitz in Falkensee war zwischenzeitlich von der Gestapo beschlagnahmt worden. Zuvor war die sogenannte Reichsfluchtsteuer als Grundschuld auf den Besitz im Grundbuch eingetragen worden. Sie war möglicherweise „fällig“ geworden, damit Rothenbergs Ehefrau Amalie, geb. Daniel, 1938 mit 60 Jahren mit ihrer damals 39jährigen Tochter Charlotte nach Argentinien auswandern konnte. Dort wohnte ein Bruder Amalies.

Die Nationalsozialisten zwangen Moritz Rothenberg wie alle Juden ab 1939 zur Führung des stigmatisierenden zweiten Vornamens „Israel“, wogegen sich der Hochbetagte fortan in vielen überlieferten Briefen wehrte. Im September 1942 wurde der beinahe 80Jähige nach Theresienstadt (Terezin/CSR) verschleppt. Dort starb Mordarchai/Moritz Rothenberg wenige Wochen später am 5. Oktober 1942 (die Todesurkunde bezeichnet als letzten Wohnort im Lager das Gebäude L 219 Dachboden).Frau Rothenberg und ihre Tochter Charlotte lebten in Buenos Aires. Die Mutter starb 1954, die Tochter 1974. Charlotte Rothenberg hatte noch in Deutschland geheiratet und hieß seither Casparius. Die Ehe wurde wahrscheinlich geschieden und Herr Casparius blieb im Krieg verschollen. Charlotte Casparius bezog nach dem Krieg aus Deutschland eine Rente. Sie betrug etwa 2.500 DM.                                                                        

(Dr. Ines Oberling)