Am Sonntag, dem 11. Mai 2025 wurden im Falkenseer Ortsteil Finkenkrug zwei Stolpersteine für das Ehepaar Ernst und Margarete Lipstein durch den Initiator des überregionalen Kunstprojektes, Gunter Demnig, verlegt. Damit erinnern allein in Finkenkrug nunmehr 15 Stolpersteine an ehemalige Mitbewohner:innen, die Opfer des Naziregimes wurden.

Ernst und Margarete Lipstein zogen vor 100 Jahren in diesen beschaulichen Villenvorort, um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Mit der Idylle war es für das Ehepaar Lipstein jedoch bald vorbei, denn Ernst Lipstein war Jude. Nach Machtantritt der Nazis waren die Lipsteins ständigen Belästigungen und Bedrohungen durch die ortsansässige SA ausgesetzt. Höhepunkt der Anfeindungen war auch hier der 9. November 1938, als die 7-Zimmer-Wohnung komplett zerstört wurde. Aufgrund des weiterhin ausgeübten Drucks sah das Ehepaar Lipstein keinen anderen Ausweg, als das Haus weit unter Wert zu verkaufen und Finkenkrug endgültig zu verlassen. 

Ernst und Margarete Lipstein überlebten zwar Krieg und Naziherrschaft, waren körperlich und seelisch aber stark angegriffen. Sie kamen nie wieder nach Finkenkrug zurück.

Die Vorbereitungsgruppe Stolpersteine brachte zumindest ihre Namen an den letzten frei gewählten Wohnort zurück, denn 

Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“
Gunter Demnig

An der feierlichen Verlegung der Stolpersteine nahmen ca. 100 Personen teil. Musikalisch umrahmt wurde die Zeremonie von Harald Petzold und Andrea Dreifuß-Martin. Hans-Peter Pohl, Vorsitzender der Stadtverordentenversammlung Falkensee sowie der Bürgermeister Heiko Richter ließen es sich nicht nehmen, bei dieser Veranstaltung dabei zu sein und Ansprachen zu halten. Nachdem Uwe Ulrich von der Vorbereitungsgruppe Stolpersteingruppe dem interessierten Publikum aus seiner Recherchearbeit vom Schicksal der Eheleute Lipstein erzählt hatte, informierte eine Vertreterin der Frauenbrücke Falkensee, einer überparteilichen Initiative, daß diese die Patenschaft und damit die Kosten für den Stein für Margarete Lipstein übernehmen wird. Was für eine tolle Geste!

Eine weitere tolle Geste zeigten auch die jetzigen Bewohner des Hauses in der Böcklinstraße 51, welche die Ehrung aufgeschlossen begleiteten. Sie luden im Anschluss an die Verlegung in ihren Garten zu Kaffee und Kuchen ein. Viele Anwesende nutzten diese Gelegenheit für angeregte Gespräche und so klang eine rundum gelungene Veranstaltung in angenehmer Atmosphäre aus.