Ernst Lipstein

Geboren04.02.1874
Gestorben09.05.1958

Margarete Lipstein

Geboren19.10.1876
Gestorben05.06.1947
AdresseBöcklinstraße 51
Ort Falkensee
Verlegedatum11.05.2025

Ernst Lipstein wurde am 4. Februar 1874 in Königsberg i.Pr. (Ostpreußen) geboren und war jüdischen Glaubens. Nach Abschluss des Realgymnasiums studierte er Maschinenbau an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Als Maschinenbauingenieur arbeitete er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1932 bei namhaften Firmen wie Siemens oder AEG.

Am 23. März 1911 heiratete er in Berlin Margarete Mechelke, die evangelisch war. Die Ehe blieb kinderlos. Um 1925 zog das Ehepaar in das Haus in der damaligen Kaiserin-Augusta-Straße 52 in Finkenkrug ein. Wahrscheinlich planten sie in diesem beschaulichen Villenvorort ihren Lebensabend zu verbringen.

Quelle: LABO Berlin, Entschädigungsbehörde, Akte Reg. Nr. 14.686

Seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten waren die Lipsteins dort jedoch ständigen Belästigungen und Bedrohungen durch die ortsansässige SA ausgesetzt. Der Höhepunkt der Anfeindungen war auch hier der 9. November 1938. An diesem Tag drangen marodierende SA-Leute gewaltsam in das Haus ein, in dem sich zum Zeitpunkt des Überfalls aber nur die Hausangestellte aufhielt. Die wertvolle Einrichtung der 7-Zimmer-Wohnung wurde komplett zerstört.

Am Tag darauf wurde Ernst Lipstein von der Polizei in Falkensee verhaftet und erst nach 10 Tagen wieder entlassen. Aufgrund des weiter ausgeübten Drucks, sah das Ehepaar Lipstein keinen anderen Ausweg,als das Haus weit unter Wert zu verkaufen und Finkenkrug endgültig zu verlassen. Am 1. Dezember 1938 zogen sie in ein möbliertes Zimmer nach Berlin-Wilmersdorf. Aber auch in Berlin wurde Herr Lipstein weiter gedemütigt. Im Februar 1939 erhielt er den Bescheid über die sogenannte Judenvermögensabgabe in Höhe von 7.200 RM, die später auf 9.000 RM erhöht wurde. Außerdem musste er ab 19. September 1941 den sogenannten Judenstern tragen und auf seine mit „J“ gekennzeichneten Bezugskarten bekam er nur das Minimum an Lebensmitteln.

Das Ehepaar Lipstein überlebte zwar Krieg und Naziherrschaft, war aber körperlich und seelisch stark angegriffen. Die Entbehrungen der letzten Jahre hinterließen ihre Spuren. Margarete Lipstein brach am 5. Juni 1947 auf einem Berliner Bahnhof zusammen und starb kurz darauf. Ihr Ehemann Ernst Lipstein folgte ihr 11 Jahre später am 9. Mai 1958.