AdresseBerliner Str. 16
OrtNauen
Verlegedatum18.09.2021
Geboren22.12.1895
Gestorben29.05.1933

Michael Kukurudza wurde am 22. Dezember 1895 im polnischen Alt-Grabow geboren. Im Ersten Weltkrieg war er als Soldat und geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft. Bereits 1917 wurde er entlassen und begab sich auf Heimreise. Zu Beginn des Krieges hatte er Magdalena Sawka kennengelernt, welche beim Roten Kreuz gearbeitet hatte. Nachdem sich beide wiedertrafen, beschlossen sie gemeinsam nach Deutschland zu gehen. In Breslau wurde am 1918 ihr Sohn Harry geboren. Als Landarbeiter zogen sie von Breslau weiter nach Magdeburg, wo 1922 ihre Tochter Hedwig geboren wurde. Von 1922 bis 1924 waren beide auf dem Gut Schurig in Markee als Landarbeiter tätig. 

Im Jahre 1924 zog die Familie nach Nauen in die Berliner Straße 16. In Nauen wurden 1926 ihre Tochter Gisela und 1928 ihre Tochter Erika geboren. Michael Kukurudza arbeitete dort als selbstständiger Schuhmacher, später als Streckenarbeiter bei der Reichsbahn. Hier war er gewerkschaftlich und beim Roten Frontkämpferbund organisiert.

Am 29. Mai 1933 gegen 19 Uhr wurde Michael Kukurudza in seiner Wohnung von vier Hilfspolizisten, vermutlich SA-Leute, wegen angeblichen Waffenbesitzes verhaftet und in das KZ Börnicke gebracht. Dort wurde er noch am selben Tag vom SA-Mann Hermann Lausch mit einem Spaten erschlagen. Der aus Nauen geholte Arzt Dr. Paul Starck konnte gegen 22.35 Uhr aufgrund schwerer Kopfverletzungen nur noch den Tod feststellen. Michael Kukurudzas Leiche wurde nicht zur Beisetzung freigegeben, sondern am 2. Juni1933 in der Nähe des KZ-Geländes verscharrt. Die Ausgabe eines Totenscheins verweigerte man seiner Witwe.

Aufgrund polnischen Staatsbürgerschaft Michael Kukurudzas erregte der Todesfall zunächst internationales Aufsehen. Es gab einen peinlichen Notenwechsel zwischen der polnischen Gesandschaft und dem Auswärtigen Amt in Deutschland. Zu dieser Zeit war man gerade an einer Entspannung des Verhältnisses zu Polen interessiert und führte erste Sondierungsgespräche über den Abschluss eines Nichtangriffspaktes. 

Michael Kukurudzas Mörder Hermann Lausch wurde erst 1948 vom Landgericht Potsdam wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu drei Jahren Zuchthaus und zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Das Vermögen des Angeklagten wurde eingezogen und die bürgerlichen Ehrenrechte für fünf Jahre aberkannt.