Adresse Schönwalder Straße 35
OrtFalkensee
Verlegedatum20.07.2007
Geboren1859
Gestorben14.08.1939

Dr. Bruno Borchardt, im Jahr 1859 in Bromberg geboren, wuchs mit fünf Geschwistern in einer jüdischen Kaufmannsfamilie auf. Er studierte Mathematik und Physik in Berlin und wurde 1885 in Kiel promoviert. Im Jahre 1886 ließ sich Borchardt evangelisch taufen. Kurzzeitig war er Lehrer am Königlichen Gymnasium in Spandau und schließlich freier Schriftsteller auf dem Gebiet der Physik. Seit Beginn der 1890er Jahre wirkte er zudem als Lehrer in der Arbeiterbildung.

Von 1901 bis 1920 war er Stadtverordneter der Sozialdemokratischen Partei Deutschland in Charlottenburg. Seit 1912 gehörte er als Abgeordneter dem Brandenburgischen Provinziallandtag an, der ihn 1919 zum Präsidenten wählte. Im gleichen Jahr wurde er zum Referenten in das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung berufen. In den Jahren 1921 bis 1926 entsandte ihn die Berliner Stadtverordnetenversammlung in den Preußischen Staatsrat. Mit dem Erreichen des 65. Lebensjahres schied er 1924 aus dem Preußischen Kultusministerium aus. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde Borchardt das Ruhegehalt aus politischen Gründen gestrichen.

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 war Bruno Borchardt mit seiner Familie zahlreichen Repressalien ausgesetzt: So wurden seiner Frau und den Töchtern die Ausübung ihrer Berufe verwehrt und Bruno Borchardt verlor sein Ruhegehalt. Um sich der in Berlin spürbaren gesellschaftlichen Ächtung zu entziehen, zogen die Borchardts 1937 nach Falkensee in ein kürzlich erworbenes Haus. In der Pogromnacht zum 10. November 1938 überfielen SA-Angehörige das Wohnhaus in der Schönwalder Straße 35, misshandelten den mittlerweile erblindeten Bruno Borchardt und zerstörten seine Wohnungseinrichtung. Davon erholte sich Bruno Borchardt nicht mehr: Er starb an den Folgen dieses Überfalls am 14. August 1939.

Für Bruno Borchardt wurde ein Jahr nach der Verlegung eines Stolpersteines in Falkensee auch ein Stolperstein an seiner letzten Berliner Adresse verlegt: Berlin-Spandau, Lenther Steig 19.

Siehe zu Bruno Borchardt auch: Eintrag bei Wikipedia